Der Acheron-Konflikt, Kapitel 6 – Exfiltration

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Die Daten, welche den Nomaden entwendet werden konnten, ließen sich nur zäh analysieren. Zu groß waren die Datenmengen, zu kompliziert die Verschlüsselung. Doch einige Protokolle konnten von den angeworbenen Hackern und Analysten lesbar gemacht und ausgewertet werden.

Zwar war das Bild der Lage verschwommen, jedoch gab es erste konkrete Hinweise darauf, was Haqqislam in Echo wirklich tat und warum die Nomaden und der imperiale Service nach Acheron kamen. Die meisten der entschlüsselten Protokolle berichteten von Transporten aus Paradiso, allerdings handelte es sich bei den ausführenden Schiffen nicht um zivile Frachter, sondern um militärische Kreuzer und als Zielort wurde außerdem nicht der Raumhafen von Acheron angegeben, sondern Styx. Und was auch immer Styx war, der ariadnische Nachrichtendienst hatte keinen einzigen Eintrag zu diesem Namen. Dennoch: es musste sich um einen Ort oder eine Basis auf Jura-3 handeln, zumindest so groß, dass ein militärischer Kreuzer dort landen konnte.

Schließlich gelang allerdings es einem Techniker, ein Dokument zu entschlüsseln, das sich als Forschungsbericht entpuppte und so stellte sich langsam ein gewisses Maß an Klarheit ein. Sofort wurde ein Ausdruck an General Miller gebracht.

„Sir, wir haben einen Forschungsbericht aus Echo, der Sie interessieren wird, Sir!“, meldete der Techniker, als er das Kommando-Hauptquartier betrat, das sich mittlerweile im Zentrum Acherons befand. Nach dem letzten Gefecht zogen sich die Nomaden vollständig in den Raumhafen zurück und bereiteten dort vermutlich einen Rückzug vor, die kaiserlich-imperialen Yu Jings verließen die Stadt ebenso und die wenigen Ghulams in Acheron versteckten sich oder kooperierten mit den Rangern.

„Aus Echo? Wie kommen Nomaden an einen Forschungsbericht aus Echo?“, erwiderte General Miller.

„Nun, es scheint, dass sie eine interstellare Übertragung abfangen konnten.“ „Eine interwas?“ „Sir, eine interstell… Sie dürften den Funkkontakt zwischen Jura-3 und einem Schiff oder einem Stützpunkt abgefangen haben, Sir.“ „Ah… das erklärt, warum das Jurisdiktionskommando überhaupt von diesem Planeten weiß“, murmelte Miller in sich hinein, als er begann, den Forschungsbericht zu lesen.

Die nächsten Minuten war der General mit dem Bericht beschäftigt, den er simultan kommentierte: „Mhmhmh… blabla… Subjekt 13 C anfällig auf…. ox… oxi… ox-i-da-i-len… hrrrm… Subjekt 13 F erfolgreich getestet …. hhrrrmm…“

Es handelte sich um einen dreiseitigen Bericht über die Injektion verschiedener Chemikalien, nach den Vermutungen der Analysten und ihres Generals in einem dreizehnten Experiment, wobei die Testsubjekte von A bis M durchalphabetisiert wurden. Und bedachte man die bereits entschlüsselten Transportprotokolle und Berichte der Kundschafter vor Echo, so handelte es sich wohl nicht um Freiwillige.

Der General wollte aussprechen, was in den Köpfen der Anwesenden bereits offensichtlich war, als ein Alarmsignal durch das Kommando-Hauptquartier dröhnte: „Alarmbereitschaft für alle Truppen! Alarmbereitschaft für alle Truppen! Alarmbereitschaft für alle Truppen! Melden Sie sich bei Ihrem Kommandanten! Feindkräfte nähern sich der Kolonie! Alarmbereitschaft für alle Truppen!“

„Scheiße!“, brüllte Miller und rannte – ein seltener Anblick – zu seinem Kommunikationsoffizier, „Was ist da los, Bericht!“

„Sir, es scheint, dass der ISS sich mit einer großen Übermacht Acheron nähert, Sir!“

„Was heißt große Übermacht? Reden Sie in Fakten, Soldat!“

„Sir, sie kommen von Westen, Norden und Osten, laut Aufklärungsdrohnen in annähernd geschlossener Formation, Sir.“

„Sie kesseln uns ein… nein… Nein… NEIN!“, mit einem festen Schlag verbeulte Miller den metallenen Schreibtisch des Offiziers, „Nicht jetzt, NICHT JETZT!!!“

„Sir, Sie müssen einen Befehl geben, der ISS wird in 10 Minuten vollständig in das Gebiet der Kolonie eingedrungen sein.“

Miller senkte den Kopf und überlegte kurz. Natürlich hatte er für so einen Fall vorgesorgt, doch er wollte es nicht wahrhaben, nicht jetzt, wo sich alles so gut für ihn entwickelte.

„Speichern Sie alle Daten auf einen Transportchip und schicken Sie mir meine Lieutenants, Soldat. Ich habe einen Spezialauftag zu vergeben. Und dann geben Sie Befehl an die Einheiten, dass sie sich für die Exfiltration vorbereiten sollen.“

Als sich wenige Minuten später alle Lieutenants versammelt hatten erklärte Miller: „Wir werden eingekesselt und der Feind ist in Überzahl. Wir werden unser Feuer also konzentrieren müssen. Idealerweise hier“, er deutete auf jenen Bereich, an dem ariadnische Bomber ein Stadtviertel ausradiert hatten, „wo der Feind wenig Deckung hat. Die Mission ist einfach: Schneisen schießen und mit möglichst vielen Männern und Frauen Acheron in Richtung Exfiltrationspunkt verlassen. Shuttles werden uns von dort abholen.“

Er holte tief aus und griff sicherheitshalber zu einer Zigarre. Mit verhärteter Miene stellte er fest: „Ich werde das zentrale Team selbst anführen und die Operation River Shield mit diesem Abzugsmanöver beenden… soll Haqqislam selbst schauen, wie sie hier mit Tohaa, Yu Jing und den Nomaden zurecht kommen… wir kooperieren auf jeden Fall nicht mehr länger mit einem Partner, der uns von Anfang an belügt und hinter dem Rücken an Aliens experimentiert, um biologische Kampfstoffe zu entwickeln!“

Nach diesen Worten wurde es still. Miller nickte und die Offiziere eilten zu ihren Squads, um den Abzug vorzubereiten.


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Auf dem Weg zum Exfiltrationspunkt mussten sich die US ariadnischen Einheiten eine Schneise durch Stellungen des ISS schlagen, der von Norden nach Acheron rückte und die Kolonie einkesselte.

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Schlagkräftige Teams sicherten die östliche wie auch die westliche Flanke, während mechanisierte Spezialeinheiten die Mitte des Gebietes kontrollierten.

Die Ranger bereiteten sich auf einen Sturm über die Mitte vor, der von Spezialeinheiten an den Flanken gesichert werden sollte.

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Die Scharfschützin der Grunts eröffnete gleich zu Beginn des Gefechts das Feuer auf die hoch postierten Einheiten des Imperialen Services und konnte mit einem präzisen Schuss erstes Blut vergießen und für Unruhe sorgen.wp_20160926_18_02_02_pro

Damit ermöglichte sie einen koordinierten Vormarsch von Spezialisten, die das weitere Vorrücken vorbereiten sollten. Die Zeit drängte, da weiterer Nachschub des ISS und eine Einkesselung befürchtet wurde.

 

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Aufgrund der gebotenen Eile arbeiteten einige Spezialisten äußerst schleißig und benötigten mehrere Anläufe bei der Bergung von wichtigem Versorungsnachschub.

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Der ISS nutzte das Missgeschick der US ariadnischen Spezialisten und flickte seine Leute zusammen, …

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… während die erwartete Zangenbewegung mit ersten Schüssen auf die schnellen Spezialisten eingeleitet wurde.

wp_20160926_18_27_56_pro Einen Vormarsch von der Westflanke her konnte der US ariadnische SpecOp (im Bild links) vorerst verhindern.

Es galt, um jeden Preis ein rasches Aufschließen der kaiserlichen Truppen zu verhindern. Zu gefährlich würde das Link Team den abziehenden Grunts werden, wenn es die Flanke bestehend aus SpecOp, Minuteman und Foxtrot durchbrechen würde.

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Doch schon bald konnte das Elite Team bis über die Frontlinie vorstoßen und schrittweise die US ariadnischen Spezialkräfte eliminieren….

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Die Soldaten des Kaisers differenzierten nicht zwischen den Kriegsberichterstattern, die lediglich Bilder von den grausamen Kampfhandlungen aufzeichneten und den Soldaten, die um das Überleben ihrer Kameradinnen und Kameraden kämpften. Einer nach dem anderen wurde von gezielten und massierten Salven erschossen.

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Das Devil Dog Team sollte mit Rauch den Rückzug eines Technikers decken. Dies gelang zwar, doch geriet das Team selbst in eine Sackgasse, da es einer direkten Konfrontation mit dem „Transformer“ nicht gewachsen war.

wp_20160926_19_36_56_proMittlerweile schossen sich auch die überlebenden Grunts auf das Ungetüm des ISS ein, konnten jedoch weder mit konventionellen Waffen, noch mit schweren Flammenwerfern signifikanten Schaden verursachen. Die Situation wurde immer auswegsloser, doch die US ariadnischen Einheiten kämpften weiter. Schon ein einziger Überlebender, der es durch die Stellungen der kaiserlichen Truppen schaffte, konnte entscheidend für die Analyse der Vorfälle auf Jura-3 sein. Und Opferbereitschaft war ein hohes Gut in den Reihen der US ariadnischen Armee.

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Der Veteran der Minutemen konnte durch seinen beherzten Einsatz die Konzentration auf die Westflanke bündeln. Für einen kurzen Moment schien es, als könnten die US ariadnischen Soldaten das Ruder herumdrehen und so wanderten die Blicke des ISS zu jenem Gefecht….

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… was wiederum ein Kundschafter der Fallschirmspringer nutzte, um ungesehen das Gebiet in Richtung Norden zu verlassen.

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Nun war es offiziell: Wer noch kämpfte, der tat dies im Wissen, dass er mit erhobenem Haupt und als Held sterben sollte. Die Schlacht war verloren, doch konnte sie unter Umständen den Krieg gewinnen. Sollte auch nur so lange Widerstand geleistet werden, bis jener tapfere Fallschirmspringer sich weit genug vom Kampfgeschehen entfernen konnte, es würde reichen… und so machten sich die jungen Männer und Frauen der Grunts und die Väter und Mütter der Sezialeinheiten bereit für das letzte Gefecht.

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Unter jenen tapferen Soldaten, die an jenem Tag starben, war auch General Miller. Ein erfahrener und beliebter Offizier, der gemäß der ariadnischen Traditionen Feuergefechte selbst und von der Front aus leitete. Er starb mit einem Lächeln im Gesicht, denn er wusste, dass er seine letzten Atemzüge mit einem Sinn im Leben und in Freiheit genießen konnte – zwei Dinge, die er den Treuen des Kaisers nicht zusprach. Und so genoss er sie lächelnd, auch wenn sie nach Blut schmeckten. Und er dachte an jenen jungen Offizier, der sich nicht unweit von dieser Stelle bereits einmal gegen den ISS behaupten konnte, dem er damals noch einige Ratschläge mit auf seinen Lebensweg geben konnte und nun selbst unterlag… und der nun in Kundschafteruniform und mit wichtigen Informationen auf dem Weg zum Exfiltrationspunkt war. Alleine… aber in Freiheit…