Infinity Spielbericht – PanO vs. Nomaden

Es war wieder einmal Zeit für ein klassisches Treffen zwischen den Nomaden von Corregidor und dem Panozeanischen Verbund – also zwischen mir und Snotl =) Wir wolllten ein möglichst entspanntes und lustiges Spiel, in dem es auch so richtig krachen sollte. Dafür bastelten wir uns ein eigenes Szenario:

Das Ziel war es durch das Besetzten der vier zentralen Quadranten und das Erfüllen von maximal zwei gezogenen geheimen Missionszielen die meisten Punkte zu erreichen. Man konnte also maximal sechs Punkte, wenn man alle Quadranten beherrschte und die beiden Missionsziele  erfüllte, ergattern. Das klingt vielleicht nicht nach der üblichen Finesse, die man von Infinityspielen gewohnt ist. Es ging uns aber, wie gesagt, um ein möglichst kurzweiliges Spiel, bei dem man sogar einmal für ein paar Augenblicke das Ziel aus dem Auge verlieren darf, nur um dafür heißes Blei in die Landschaft zu pumpen! 😀

LOS GEHTS!

Eine Zelle der Nomaden durchstöberte auf Dremel IV schon seit Wochen den Datenverkehr, der aus einer scheinbar normalen Fertigungsstätte für Sicherheitsverpackungen in der Nähe des Raumhafens Proxxon ins Netz gespeist wurde. Druckverpackungen, Stasisfässer, sogar Kartons wurden bestellt und geliefert, gelegentlich Vakuumcontainer.

„Soweit, so uninteressant. Wenn die Interventoren nicht diesen heißen Tipp bekommen hätten, dass da eigentlich viel mehr hinter der langweiligen Fabriksfassade steckt, dann hätte man sich die langwierige Infiltration auch sparen können. Na, zumindest geht alles gemütlich über die Cyberwanze direkt hierher in mein Wohnzimmer und auf meinen Breaker. Soooo ungemütlich ist diese Datenobservation eigentlich gar nicht“, dachte sich Alguacil Javier“

„Zeit, es diesen Ratten deutlich ungemütlicher zu machen!“ rief Vater Ritter Michail in die Intercom, während er in seinem Visor deutlich erkennen konnte, wie sich einer dieser faule Hacker, die sie schon seit Wochen observierten, faul auf einer Couch sitzend, irgendwelche Synthisnacks gierig in den Rachen stopfte. Endlich war die Zeit des Wartens vorbei. Die gierigen Ratten hatten den Köder des Hexxahedron geschluckt, waren brav hierhergekommen und observierten Kisten, in der Hoffnung PanOceanias Geheimnisse stehlen zu können. Heute nicht! 

Plötzlich wurde der Bildschirm vor Javier schwarz und auch ein paar liebevolle Hiebe mit der flachen Hand änderten nichts daran. Dafür zitterte plötzlich der Boden und die Wände und die Glasscheiben schepperten. „Was zum…“ stammelte Javier, als auch schon die Intercom anging und die Stimme der ehrenwerten Mutter zu vernehmen war, die sich wohl im Lagerbeich gleich neben dem Apartement aufhielt: „Bericht! Was ist da draußen los?“ Als ein Hagel aus Projektilen die ganze Fensterreihe und das Innere des Raums zerlegte, schaltete sich kaum vernehmbar Leutnant Ruben von der Mobilen Brigade in das Gespräch ein: „TAG-Einheit auf der Hauptstraße. Panoceanische Truppen einen Häuserblock entfernt. Die jagen uns. HQ ist informiert. Evakuierung ist schon unterwegs, wir müssen noch etwa zehn Minuten aushalten. Aktiviere Sicherheitsdrohne. Die sollte uns etwas Zeit verschaffen.“

„Ziel ausgeschaltet, Vater Michail! So, das war doch hoffentlich erst der Anfang, oder? Habt ihr nichts drauf? Was bist denn du? Ein zu groß geratener Käfer?“, murmelte TAG-Pilot Bruno >> The Duke << Miller vor sich hin, so wie er es immer tat, wenn ein Einsatz lief. Rechts in der Gasse neben dem Haus, dessen zweites Stockwerk er gerade beschossen hatte, öffnete sich eine kleine Kellerluke, die zuvor nicht zu sehen gewesen war. Blitzschnell krabbelte eine gedrungene Nomadendrohne heraus, gefolgt von zwei dieser laufenden Bomben. Die Bomben verschwanden im Schatten der Gasse und die Drohne erreichte mit wenigen krabbelnden Schritten die Oberfläche zweier Container und richtete ihre Waffen auf den TAG aus. „Harrison! Nur zur Info: In der Gasse bei dir… Verdammt lass das! …Harrison! Bei dir in der Gasse sind… Glaubst du Mistkäfer, dass mich deine Schrotladungen beeindrucken? … Harrison! Das Drohnenmistvieh hat bei dir in der Gasse … JETZT REICHTS!“ 

Während die Wucht der Explosion der Sicherheitsdrohne von der Gasse in das Erdgeschoss des Nomadenunterschlupfs hineindröhnte, machte sich dort Clockmaker Enzo Morales an dem Digitalschloss einer in den Keller führenden Sicherheitstüre zu schaffen. Hinter ihm hantierte ein ziemlich verzweifelt und geschunden dreinsehender Alguacil Javier mit einem Zondbot, der mit der ehrenwerten und momentan auch etwas aufgebrachten Mutter Nerea synchronisiert war. „Ja, ich habe die Daten. Nein, ehrenwerte Mutter, der Transponder reagiert nicht. Ja, das heißt, dass wir nicht senden können. Nein, ich weiß nicht warum… Ja, wir nehmen den Tunnel. Leutnant Ruben hier will ihnen etwas sagen.“ „Ehrenwerte Mutter, hier Leutnant Ruben. Die Daten werden durch den Tunnel hin zum Turm evakuiert. Von dort ist es kürzer zur Evakuierungsszone. Können sie die Straße noch überqueren?“ Peildrohne? Hm. Intrudergruppe. Tarnung aufgeben! Geleiten sie die ehrenwerte Mutter zur Evakuierungszone. Scharfschütze. Halten sie die Straßen frei!“ Aus der Intercom tönten kurz drei verschiedene Stimmen: „Verstanden.“ „Wird gemacht“ „Straße wird eingenebelt“.   

„Danke Duke, hab die beiden Koalas gesehen,“ hörte Pilot Miller eine Stimme in der Intercom, die zu Harrison, einem fast unsichtbaren Mitstreiter, gehörte, der sich an der Häuserecke weit vor ihm befand. „Über die Gasse gehen wir besser nicht rein. Auf der Hauptstraße habe ich eine Sprengfalle plaziert, dort gehts aber auch nicht weiter, die Kerle nehmen uns die Sicht auf die Kreuzung. Das ist brandgefährlich!“ Der TAG-Pilot drückte auf die Com-Taste und sagte, diesmal wieder in seiner monotonen Stimme: „Für Geister wie dich ist Nebel gefährlich? Dann sieh mal zu und lerne von den großen Jungs. Hah!“ Mit krachenden Schritten und heulenden Gyros schwenkte der Torso des TAGs nach links und machte sich auf den Weg in die Straßenmitte

„Bereitmachen. wir gehen raus!“ hörte Javier hinter sich noch ‚Leutnant Rubens Stimme, als sich die Sicherheitstüre zum Fluchttunnel in den Kanal schloss. Vor ihm lief Enzo, dem der Palbot mit den Daten folgte. Keuchend ging es um eine Ecke, hier sollte es weiter zum Evakuierungspunkt gehen. Mit platschenden Schritten ging es durch den Kanal, immer näher in Richtung der Evakuierungszone. „Oh Mutter! Gleich haben wir …“ Das kleine schwarze Kästchen, das auf Fußhöhe direkt an der Tunnelwand klebte, bemerkte er nicht. Das Krachen der Explosion, die hinter ihm den Bereich des Fluchtstollens und vor ihnen den Kanal zum Einsturz brachte, war nicht zu überhören. Musste wohl in der ganzen Stadt zu hören gewesen sein, so wie Javier die Ohren. klingelten. Als er sich wieder aufrappelte, sah er vor sich den gebückten Clockmaker an die Wand gelehnt stehen. Zwischen ihnen der Palbot, aus dessen Augen ein zartblauer Lichtkegel erstrahlte, während das Gerät die Wände abtastete. Irgendetwas sagte Enzo zu ihm. Nein, er schrie es. Das Rauschen in den Ohren, machte es unmöglich etwas zu hören. „… sind eingesperrt! Verdammt, hörst Du mich? Javier! Wir müssen hier raus! Wir können so nicht zur Evakuierungszone. Der Kanal ist dicht!  Javier nickte und bemerkte erst jetzt, dass er sich auf seine Knie stützte und ihm unglaublich schlecht war. „Wohin?“ fragt er, als im selben Moment der Palbot ein fiependes Geräusch von sich gab und seinen blauen Blick fest auf die Decke über ihm gerichtet hielt. Ein Kanaldeckel. Also zurück auf die Straße!

Aufklärungsdrohne PanO-V407-86TG reagierte mit kalter mechanischer Routine, als die Sensoren ein nahes Geräusch vernahmen. Die Filter blendeten das Krachen der Gefechte, die zwei Häuserblocks zur Rechten stattfanden, aus und filterten ein metallisches Geräusch aus der Gasse gerade voraus, aus dem Umgebungslärm heraus. Eine Rauch- und Staubsäule stieg unvermittelt aus dem Boden und zwei Gestalten krochen aus einer Kanalöffnung in der Straße. Eines der Schemen griff noch einmal in das Loch im Boden und zog eine etwa kindsgroße dritte Person hervor, die er lieblos gegen eine nahe Wand und damit in Deckung schleuderte.

In Sekundenschnelle erreichte ein Aufklärungsbild den Visor in Vater Ritter Michails Helm. „Triangulieren, danach neutralisieren!“ kam als Antwort. Ein Piepston bestätigte den Erhalt des Befehls. Ein für das menschliche Auge unsichtbarer Peilstrahl flackerte über das Sichtfeld der Drohne und verharrte für einige Sekunden auf der Silhouette des Schützen, der gerade keuchend an der Häuserecke in Stellung ging und sich umsah. Ein markiges Summen, das beinahe zufrieden klang, bestätigte, dass die Koordinaten beim Einsatzsatelliten angekommen war. Klickend schnappte eine Kombigewehr aus der Front der Drohne und nahm das Ziel ins Visier.

Hey, pass auf den Palbot auf, den brauchen wir noch! Mutter Nerea wird sehr ungehalten, wenn wir die Daten nicht abliefern können, nur weil du ihn geschrottet hast„, zischte Morales, als er sah, wie Javier das humanoide Geräte mit einem Fußtritt in Deckung beförderte. „Ist das wirklich gerade deine größte Sorge? Ob diese verdammte Puppe draufgeht? Ob Nerea uns wieder einmal ankeift? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Wir sollten nur Daten abrufen! Total sicher! Und wo sind wir jetzt? Wo gehts zur Evakuierungszone? Verdammte Scheiße!„, platzte es aus einem ziemlich fertigen Javier heraus, dem der Tag plötzlich schon viel zu lange dauerte. Von der Häuserecke kam zur Antwort relativ lässig ein: „Jetzt bleib mal ruhig und hör damit auf, gegen den Palbot zu treten. Wir sind sicher in der Nähe und gleich hier raus. Die Brigade startet drüben wahrscheinlich gerade ein Feuerwerk, das auch den TAG einbremst.“ Einige Momente des Schweigens folgten, in denen sich der Staub, der aus dem Kanaldeckel hervorgequollen war, langsam wie ein Schleier auf die Straße und die beiden Nomaden senkte. Für einen Augenblick war ein stroboskobartig flackernder Lichtstrahl auf Enzos Brust zu sehen. „Enzo! Was ist …“ Das Krachen einer anhaltenden Gewehrsalve zerriss nur Sekunden später die relative Ruhe und der Clockmaker wurde wie eine Gliederpuppe nach hinten gerissen und blieb verdreht auf der Straße liegen. „Oh Scheiße, Enzo! Wo sind die anderen?“ jammerte Javier zwischen zusammengebissenen Zähnen.“ „Hier Mutter Nerea“, tönte es aus dem Palbot, der schon wieder zu einem unheimlichen Eigenleben erwacht war. „Wo sind sie? Haben sie die Evakuierungszone schon erreicht? Warum kauern sie auf dem Boden? Antworten sie Mann!“ „Enzo ist tot, ich werde beschossen. Was soll ich tun?“ „Fassen sie Mut und neutralisieren sie die Bedrohung. Sichern sie die Daten, bringen sie den Palbot zur Evakuierungszone. Los!“ Und was, wenn der mich erwischt?“ plärrte Javier den ausdruckslosen Roboter an, der jetzt, da er selbst an der Hausmauer kauerte, auf seiner Augenhöhe war und seine kalten Maschinenaugen auf ihn gerichtet hatte. „Keine Sorge, ich bin ja da. Ich kümmere mich um sie„, antwortete Nereas Stimme und der mechanische Mund des Palbots versuchte zu lächeln. Das machte die Situation nicht besser, gar nicht besser. Dennoch packte Javier sein Kombigewehr fester und robbte zur Häuserecke. Wenige Augenblicke später rauchte zwar am Ende der Straße die PanO-Drohne und rührte sich nicht mehr, aber auch Javier lag am Boden, über ihm der Palbot, aus dem erneut Mutter Nereas Stimme zu hören war: „Bleiben sie bei Bewusstsein! Javier! Nein, bleiben sie bei mir!“

„Rundgebäude. Ein Uhr. Heckenschütze. Nonhuman. Siehts du den Dreckskerl?“ flüsterte Alguacil Jasper Dacal dem schweigsamen Intruder neben sich zu, der nur kurz nickte und weiter durch sein Zielfernrohr blickte. Nicht einmal seinen Namen kannte er. „Warum schießt du dann nicht? Hey! Worauf wartest…“ Neben ihm feuerte der Scharfschütze und ein lautes Krachen übertönte seine Worte. Nur Augenblicke später war ein zweiter Schuss zu hören, der aber eindeutig aus der anderen Richtung kam. Javier bemerkte, dass nur Zentimeter neben ihm ein kleiner Krater in der Brüstung, die ihnen Deckung bot, entstanden war. Er atmete scharf ein, während er mit großen Augen die Einschlagstelle fixierte. „Los jetzt Dacal! Stellungswechsel. Warum bewegst du dich nicht? Hey! Worauf wartest du?“ sagte der Intruder ironisch zu seinem Beobachter, während er selbst kniend sein Gewehr schulterte.

Nur wenige Minuten später ging auf dem Datenkonto „mulet1.RIO@problemsolver“ folgende automatisierte Nachricht ein:

S.g. Vertragspartner! Unsere Rechtsabteilung wurde soeben darüber informiert, dass sie leider nicht in der Lage sind, die vereinbarten Vertragsbedingungen zu erfüllen. Wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass aus diesem Grund die Endzahlung nicht erfolgen wird. Die ihnen zugesicherten Zusatzleistungen werden, entsprechend der Order 66 ihrer Versicherungspolizze für „Außerordentliche Ereignisse“ selbstverständlich veranlasst. Wir wünschen Ihnen eine gute Besserung und hoffen auf eine erneute Zusammenarbeit in der Zukunft. Mit freundlichen Grüßen Ihre Blumenhandlung HH

Die nächste Salve großkalibriger Projektile schlug im rechten Arm des TAGs ein. Während eine Warnlampe Bruno Miller darüber informierte, dass ein Systemausfall kurz bevor stand, weil der Hauptrechner ebenfalls einen Treffer abbekommen hatte. Das Backupsystem schlug inistierend sowohl als Pikogramm, als auch als Warnsignal und sogar als blinkende Schrift mitten im Sichtfeld des Piloten die Aktivierung des Schleudersitzes als beste Lösung vor.  „Alexia: Automatisiertes Abwehrfeuer. Öffne einen Kanal zu TB81. Und schalt die Schleudersitzwarnung aus. Ich heiße nicht umsonst Duke. Wir gehen noch nicht nach Hause Schätzchen.“ In Millers Sichtfeld erschien das Gesicht eines Panotechnikers, der so dreinschaute, als hätte er auf diesen Anruf schon gewartet: „Duke sag einfach gar nichts. Die Remote ist gleich bei dir und flickt den TAG schon wieder halbwegs zusammen. Du bist dir schon im Klaren, was dich meine Überstunden kosten werden? Mindestens zwei Kästen Sanidisches. Klar?“ „Geht klar“, brummte Miller und zwinkerte die Videoverbindung wieder weg, während er in unerwartet besorgter Stimmlage sagte: „Alexia Schätzchen, gleich wird wieder alles gut. Bist mir eh nicht böse oder?“

Leutnant Ruben lugte um die Ecke in Richtung des TAGs, dessen Maschinengewehr für einige Augenblicke verstummt war. Der Rauch lichtete sich bereits wieder etwas, sodass man wieder mehr erkennen konnte. Seine Brigade feuerte kurze Feuerstöße aus der Deckung hinaus in die Gasse, die dazu gedacht waren, ein weiteres Vorrücken der Feinde zu verhindern. Plötzlich erwachte das MG des PanO-TAGs zu neuem Leben und feuerte nun fast unablässig in die Gasse. Ein unerhörter Lärm folgte und man sah die Kugeln geradezu Funken auf der Straße und den Gebäuden schlagen. Aber das war ein gutes Zeichen, weil er das typische Muster einer automatisierten Abwehr erkannte. Jetzt oder nie! Der Riese hatte scheinbar Schwierigkeiten. Vielleicht hatte das SMG doch mehr Schaden angerichtet, als man äußerlich erkennen konnte. „Brigade! Angriff auf den TAG. In Linie vorrücken!“ bellte er in die Intercom. Das erste Magazin war bereits in den Koloss gegangen und Ruben lud bereits nach. Neben ihm feuerten Perez und Barreto ebenfalls aus allen Rohren. War da nicht bei der anderen Häuserecke gerade so ein seltsames Schimmern? Fast zeitgleich machte er im rechten Augenwinkel hinter dem Blumentrog eine seltsame schwarze vielleicht tennisballgroße Kugel aus, die wie ein Projektil aufsteigend, für einen Augenblick in Hüfthöhe zu verharren schien. Dann explodierte das Ding und entlud einen Splitterhagel mitten in seinen Trupp. Perez wurde geradezu zurück in die Gasse geschleudert, als sie die Wucht der Sprengfalle voll erwischte. Auch er selbst ging in die Knie und spürte einen stechenden Schmerz in der Hüfte. Scheinbar hatte etwas seine Körperpanzerung durchschlagen und steckte nun dort. Aber zumidest der TAG rührte sich nicht mehr und schien außer Betrieb zu sein, wenn auch nicht zerstört. „Rechts auf der Kreuzung!“ schrie Baretto und feuerte krachend seine Sturmschrotflinte auf eine ebenfalls schwer gepanzerte blaue Gestalt ab, die um die Häuserecke bog und ihrerseits das Feuer auf die Brigade eröffnete.

Vater Michail wusste, dass er die Nomaden von Leutnant Miller ablenken musste, ansonsten würde seine Operation kaum als Erfolg gewertet werden. Einen TAG zu verlieren kam einfach nicht in Frage. Die versteckte Sprengladung hatte die Mobile Brigade zwar in ihrem Vormarsch gestoppt, aber nicht ausgeschaltet. „Alles muss man selber machen„, sagte der Ritter mehr zu sich selbst. Einer der Kämpfer der Nomaden hatte die Explosion überstanden und feuerte sofort auf ihn, als er um die Häuserecke auf die Kreuzung blickte. „Nur nicht zögern“ Sofort feuerte er routiniert seine Spitfire ab und deckte die Straße mit einem Bleihagel ein. Einer der gegnerischen Soldaten gab ein Zeichen mit seiner ausgestreckten Hand und Augenblicke später vernebelte schon wieder dichter Rauch die Straße. Aber nicht ohne, dass wenige Augenblicke zuvor ein Projektil in Michails linkes Bein fuhr. Eiserne Disziplin: Kaum ein Zucken war zu erkennen, als der panoceanische Ritter seinen wuchtigen Körper zurück in die Deckung schwang. „An alle Einheiten! Hier Michail! Vorrücken. Nehmt die Kreuzung ein!“ rief er in befehlgewohntem Ton in den allgemeinen Einsatzkanal. Gleichzeitig fiel ihm etwas auf. Der Kampflärm war verstummt. Irgendwo rieselten kleine Teile einer zerschossenen  Wandverkleidung hörbar auf die Straße. Es war plötzlich fast gespenstisch still geworden.

Es war eine Welt aus Schmerz und Übelkeit in die Javier blickte, als er für kurze Zeit wieder zu Bewusstsein kam. Überall Staub und Dreck. Ein  Klingeln in den Ohren und seine Hüfte pochte furchtbar. Was war passiert? Er drehte den Kopf zur Seite und erblickte in einer gewissen Entfernung das andere Ende des Straßenzugs, wo sich gerade eine Wand aus künstlichem Rauch aufzulösen schien. Vom Palbot keine Spur. Ebensowenig von der Evakuierungsmannschaft. Als er den Kopf zur anderen Seite drehte und dabei kurz vor Schmerz die Augen geschlossen hatte, blickte er beim Öffnen nicht auf die verdammte Straßenecke, wo ihn die Drohne voll erwischt hatte, sondern auf einen blauen gepanzerten Stiefel. Durch das Klingeln in seinen Ohren vernahm er, ganz leise, eine dumpfe Stimme: „Die sind weg. Aber der Kerl ist noch am Leben. Den können wir mitnehmen, wenn wir ihn stabilisieren.“

Bevor die gnädige Ohnmacht zurückkehrte dachte sich Javier noch: „Nie wieder melde ich mich für eine simple Datenobservation.“