Der Acheron-Konflikt, Kapitel 3 – Rückkehr

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Echo war einer von zehn Fabrikskomplexen rund um Acheron, die der Gewinnung von Rohöl dienten. Es handelte sich bei Echo (wie bei allen Föderanlagen) um eine Mischung aus industrieller Anlage und militärischer Basis. Das geförderte Öl wurde noch am Standort raffiniert und abgefüllt, die haqqislamischen Militärs überwachten jeden Arbeitsschritt und die Transporte nach und von Acheron sowie zum Raumhafen.

Sieben Tage bevor die Kampfhandlungen in Acheron begannen, wurden die Arbeiten bei Echo vorübergehend eingestellt und zusätzliche Soldaten aus Acheron zur Förderanlage verlegt. Für sich gesehen war das jedoch noch nicht ungewöhnlich. Die Regionalverwaltung ordnete regelmäßig militärische Inventuren der einzelnen Anlagen an. Zusätzlich wurde jedoch zur Verteidigung der Kolonie Unterstützung US ariadnischer Truppen angefordert und das war wahrlich ein ungewöhnlicher Schritt für die stolzen haqqislamischen Beamten. Ein Schritt, der auch nur einer Hand voll Personen bekannt war. Es sollte das erste Mal in der Geschichte Acherons sein, dass fremde Militärs auf dem Planeten landen würden. Doch die Nomaden kamen schneller als gedacht und aus einer Verteidigungshilfe wurde eine Rückeroberungsmission, bei der die Hausherren nichts mitzusprechen hatten.

Mit den Nomaden im Süden und anrückenden Yu Jing aus dem Norden Acherons zogen sich die in der Kolonie stationierten haqqislamischen Einheiten in den Westen zurück. Doch das Gros wurde bereits während des Angriffs der Nomaden nach Echo abgezogen. Was für ein Anblick, als ganze Batallione in geschlossener Formation die Kolonie nach Westen verließen, während einige wenige Kameraden Zeit erkämpften. Mehr als etwas Zeit konnten sich die Offiziere auch nicht erhoffen. Und so kam es, dass sich in und um Echo Ghulams sammelten und auch schweres Geschütz verlegt wurde. Man stellte sich auf einen Kampf ein, hier mitten in der Wüste von Jura-3. Acheron schien sekundär, sollte sich doch US Ariadna um die Nomaden und Yu Jing in der Kolonie kümmern und so Haqqislam Zeit verschaffen.

Als nun am Morgen schwarze Rauchsäulen aus Acheron aufstiegen, war es nicht mehr ausschließlich strategische Erwartung sondern schlichte Gewissheit: die Kolonie war verloren. Es zählten nur noch Echo und dessen Geheimnis. Nur etwa ein Dutzend Ingenieure, einige Offiziere und eine Hand voll Wissenschaftler wussten, dass in Echo nicht nur Öl gepumpt wurde.

Der Fabrikskomplex war weitläufig und kaum jemand hatte einen Überblick, welche Gebäude und Anlagen welche Funktion erfüllten. Noch weniger bekannt war das Wartungstunnelnetz unter dem Gelände. Von den Labors unter den Wartungstunnels wussten auf Jura-3 nur jene, die dort arbeiteten… oder gegen ihren Willen dort festgehalten wurden…


„Kommando-Hauptquartier von Recon Drei, bitte kommen, Kommando-Hauptquartier von Recon Drei, bitte kommen.“

„Hier HQ, melden Sie Recon Drei.“

„Wir haben die Shuttles identifizeren können. Es handelt sich zweifelsfrei um Tohaa, wiederhole, Tohaa.“

„Recon Drei, vergewissern Sie sich erneut.“

„HQ, es sind zweifelsfrei Schiffe der Tohaa. Sie sind vor drei Stunden gelandet. Die Haqqs haben sich in Echo verbarrikadiert und seither beobachten wir die Schiffe. Da gibt es keine Aktivität, aber wir sind uns sicher, HQ.“

„Recon Drei, hier spricht General Miller, wiederholen Sie Ihre Meldung.“

„Sir, jawohl Sir, ähh, wir, ähh… wir sind zwei Clicks vor Echo und beobachten die Kontakte von heute Morgen und… Sir, es handelt sich um Shuttles der Tohaa, Sir.“

„Das ist schlecht Soldat. Halten Sie Ihre Stellung und berichten Sie, sobald etwas passiert. Mischen Sie sich nicht ein, berichten Sie einfach. Dass die Tohaa hier sind… das heißt, dass die Haqqs uns etwas verschweigen.“

„Sir, jawohl Sir, wir berichten jede Aktivität an das Kommando-Hauptquartier.“

„Gut, Miller over and out.“


Von außen wirkte Echo wie ein ruhiger Fels in einem Meer aus Sand. Es gab keine erkennbare Bewegung außer den Schatten, der sich langsam nach Süden hin verlängerte. Doch in der Anlage, in den Labors unterhalb der Wartungstunnels, herrschte hektischen Treiben. Container mussten verladen, Daten auf Speicherkarten gesichert und Material vernichtet werden. Auf der Oberfläche bereiteten sich haqqislamische Soldaten auf ein Gefecht vor. Der Kommandant der Anlage, Sheikh Ibn al-Hanam, gab gerade letzte Order an eine Gruppe von Technikern, als sich vor Echo die Landungsboote der Tohaa öffneten.


„Kommando-Hauptquartier von Recon Drei! Kommando-Hauptquartier von Recon Drei! Die Tohaa verlassen ihre Shuttles. Wir sehen zumindest zwei Triaden, irgendein Biest und weitere einzeln agierende Truppen.

Sie bringen sich rasch in Position, scheint so, als würden sie die Haqqs herauslocken wollen… Moment, war ist das? Die Haqqs schicken tatsächlich Einheiten zur Abwehr aus der Anlage.“

„Wiederholen Sie, AUS der Anlage?“

„Ja, HQ, scheint so, als würden die was vorhaben. Warum sollten die aus der Anlage ausfallen? „

„Recon Drei, der Stab bittet um Bildmaterial. Versucht näher ‚ran zu kommen… vielleicht könnt ihr eine Drohne fliegen lassen? Schaut aber, dass sie euch nicht entdecken, denkt daran: Das ist eine reine Beobachtungsmission!“

„Jawohl, HQ, wir machen die Drohne startklar und liefern in T minus 5 Bildmaterial…“


Bericht der Aufklärungseinheit Recon Drei über das Gefecht bei Echo.

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Außerhalb der befestigten Anlage, in den vorgeschobenen Verladegebäuden an der Straße nach Acheron, verschanzten sich sowohl haqqislamische Truppen als auch Verbände der Tohaa.

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Die Truppen Tohaas standen relativ kompakt und konzentrierten sich auf die westliche Seite des Feldes. Der Osten wurde jedoch von defensiv sehr starken Einheiten befestigt.

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Im Vergleich dazu verteilten sich die haqqislamischen Verteidiger über die gesamte Aufstellungszone.

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Ein Blick aus dem Osten beweist, dass Tohaa hier (bewusst) an Personal gespart hat.

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Haqqislam begann aggressiv und nebelte zunächst das gesamte Gebiet ein, was die Aufklärungsarbeit unserer Aufklärer erschwerte.

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Schon bald kam es zu einem ersten direkten Aufeinandertreffen der Konfliktparteien. Eine vorgeschobene Einheit versuchte die östliche Verteidigung zu infiltrieren, wurde dabei allerdings entdeckt. Die Würfelgötter meinten es allerdings gnädig und so konnte zumindest lethaler Schaden abgewehrt werden.

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Die heiße Zone war die Westpassage. Hier wurde der eigentliche Kampf ausgetragen. Abwechselnd gaben die Verteidiger Haqqislams wie auch die ungebeten Gäste der Tohaa Schüsse ab und haderten mit Reaktionsfeuer.

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Haqqislamischer Rauch ermöglichte es ungesehen Spezialisten nach vorne zu bewegen.

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Nach der ersten Offensive stand Haqqislam zwar noch hinter der Frontlinie, aber besetzte bereits strategisch wichtige Positionen, allen voran jene Stellungen, über welche das westliche Feld kontrolliert werden konnten und die dennoch partielle Deckung boten.

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Auch Tohaa pflegte einen großzügigen Umgang mit Rauchgranaten und konnte so eine offensive Triade zum Hotspot „Westpassage“ vorbewegen. Es kam folgerichtig zu Angriffen auf die verschanzten Truppen Haqqislams. Wenn die Passage fallen würde, so ahnte der Lieutenant der Tohaa, dann wäre auch der Weg nach Echo quasi freigeräumt.

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Schweres Gerät wehrte einen Angriff ab, musste aber Blutzoll zahlen.

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In einem weiteren Angriff sollte die Soldatin mit der Panzerfaust ausgeschaltet werden, …

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… diese wurde aber nicht nur verfehlt, das haqqislamische Reaktionsfeuer töte einen Angreifer …

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… dank kritischer Treffer.

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Tohaa schlitterte in eine erste Krise und musste sich neu formieren, indem weitere Truppen zum Hotspot vorgeschickt wurden.

wp_20160901_20_59_40_proWenig später schalteten die haqqislamischen Verteidiger ein weiteres Mitglied der Triade aus und läuteten damit das Scheitern des Angriffs der Tohaa ein. Diese konnten zwar immer wieder vorrücken und agierten – wie auch die Verteidiger – taktisch klug, doch gelang es ihnen im entscheidenden Moment nicht, die Verteidigung zu durchbrechen und mussten so unglückliche Verluste hinnehmen.

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Schließlich konnte Haqqislam nicht nur den Angriff abwehren, sondern auch einige Raketenanlagen in Betrieb nehmen, welche Container in die orbitalen Umlaufbahn beförderten. Wenn auch Acheron nicht mehr unter haqqislamischer Kontrolle stand, in Echo bewies die Regionalverwaltung, welche Möglichkeiten die stationierten Kräfte hatten.


Während um die Fabriksgebäude herum Maschinengewehre donnerten und dumpfes Knallen weiteren Rauch ankündigte, waren Techniker damit beschäftigt, die Container aus den Labors zu den Notfallraketen zu transportieren. Zumindest die Wichtigsten sollten sicherheitshalber von Jura-3 und aus dem System fortgebracht werden oder zumindest in der Atmosphäre verglühen. Die Nomaden sollten sie nicht erbeuten und auch Yu Jing durfte sie nicht in die Hände bekommen. Aber Tohaa… nein, das war undenkbar. Also musste schnell gehandelt werden.

Die Soldaten erkauften den Wissenschaftlern Zeit und schossen den Technikern den Weg frei. Sheik Ibn al-Hanam konnte zufrieden mit der Leistung seiner Frauen und Männer sein. Schließlich kam das Gespräch, auf das er schon seit der ersten Feindsignale gewartet hat. Der leitende Wissenschaftler Echos trat vor ihn: „Sheik. Wir haben alle Forschungsergebnisse auf mobile Speicher transferiert und die Raketen mit den Proben und Objekten gestartet.“

„Gut“, erwiderte der Sheik knapp.

„Was… was sollen wir mit den lebenden Exemplaren machen?“

Der Sheik holte tief Luft. Er wollte die Entscheidung nicht treffen und doch wusste er, dass es aufgrund der akuten Situation auf Jura-3 keine Alternative gab: „Geben Sie mir Ihren Schlüssel… Ich werde das Prometheus-Protokoll starten.“ Ein weiteres Mal holte er Luft: „Sie evakuieren nun unsere Leute nach Styx. Die Operation hier neigt sich ihrem Ende… war mir eine Freude, mit Ihnen zu arbeiten.“

Nur eine knappe Stunde später beobachtete der Sheik, wie der letzte Transporter mit Überlebenden des Gefechts und Forschungspersonal Echo verließ. Er lehnte sich zurück und blickte auf den Monitor vor sich. „Prometheus starten“ blinkte in roter Farbe in kurzen Intervallen auf. Ehe er zwei Schlüssel gleichzeitig um 90 Grad drehte murmelte er zu sich selbst: „Möge Allah für mich sorgen.“

Die Männer von Recon Drei, welche das Geschehen noch immer aus einer Entfernung von zwei Clicks beobachteten und eben vom Abzug der Truppen berichteten, wurden nun Zeugen des Prometheus-Protokolls. Sie sahen, wie Echo in einem stillen Feuerball verschwand. Es war ein wunderschöner Anblick und doch so schrecklich, dass sie ihre Blicke nicht abwenden konnten und verstummten.


Kapitel 4 –>