Der Kampf um Himmelsfall Rotfuchs‘ Goblins

Was für ein Beginn der großen Eroberung„, denkt sich Knorpelnase, als er verdrossen aus seinem Zelt in den grau verhangenen Himmel blickt. In der linken Hand dreht er mit flinken Fingern die Scherbe. „Immer wieder dieser Regen, der sumpfige Morastboden und kaum etwas Brauchbares zum Fressen. Ob wohl noch ein Happen von Lugs linkem Bein übrig ist? Der wird mich sicher nicht mehr enttäuschen, war von meinem Blitz geradezu elektrisiert. He Hi He! Und jetzt ist der großmaulige Snoggi der Anführer meiner treuen Scharfstocklegion der Donnerspizaz. Mal sehen, wie er sich macht und ob ihn auch irgenwelche Eidechsen auf Fluchtgedanken bringen können. Wenn nicht, ziemlich fett ist er ja …“

Ein Wetterleuchten in der Ferne erhellt den Himmel und macht für einen kurzen Augenblick die gewaltige schwarzgraue Silhouette eines Bergmassivs durch die Wolkendecke erkennbar.  Überrascht zuckt der hutzelige Schamane zusammen und knabbert gedankenverloren an der braun-roten Scherbe, um sich zu beruhigen. Während er in die Richtung blickt, in welcher eben noch der Gipfel zu erahnen gewesen ist, mumelt er in einem ungeduldigen Ton vor sich hin: „Wir sollten schon viel näher sein. Viel, viel näher! Wir gammeln immer noch an der Küste herum, dabei sollten wir schon näher dran sein.“ Dabei streckt er die Tonscherbe vor sich in die Höhe, sodass ihre dreieckige Form so in seinem Sichtfeld zu ruhen kommt, dass sie vor dem Wolkenhimmel an den Berggipfel erinnert.

Während Knorpelnase die Augen zukneift und die Scherbe im trüben Licht des Zelts fixiert, sind platschende Schritte, die sich dem Schamenenzelt nähern, zu hören. „Meister, Meister! He Knorpelnase!“ ist eine Stimme zu vernehmen, die eindeutig außer Atem ist. „Was is‘ los!“ bellt die runzelige Grünhaut, während sie mit einer überraschend flinken Bewegung die Scherbe im Ärmel ihres Umhangs verschwinden lässt und an den Zelteingang tritt. Vor ihm stützt sich ein klatschnasser Goblin keuchend auf seine Oberschenken und ringt um Luft: “ Neuigkeiten – – – von – – – Trak – – – Trak Trolltreiber – – – aus’m – – – Osten.“ „Und was sagt Trak?“ keift Knorpelnase den Botengoblin vor sich an. „Trak sagt, dass – – – er da Salamderdingers nicht – – – stoppen konnte und – – – nun mit seiner Trollhorde in einer Burg hockt. Wir solln – – – ein paar Jungs schicken – – – als Verstärkung.“ „Verdammter Trak! Der hat auch den Verstand eines Trolls, nicht nur die Wampe!“ quietscht Knorpelnase vor Zorn.

Gedanken rasen durch den hinterlistigen Verstand des Goblinanführers: „Dabei hat alles so gut begonnen. Rauf und runter gehört uns schon die Küste. Die Dämonen sind von Gobblo Khan, seinen Flosackreiter und seinem Haustier Kleiner Krabbler ausmanövriert und ordentlich vermöbelt worden. Die Spitzohren aus dem Süden habe ich persönlich verjagt, als sie gedacht haben, dass sie sich einfach unseren Hafen unter den Nagel reißen können. Haben se so gedacht! Und jetzt lässt sich Trak von Salamandern verjagen. Hm. Er wäre sogar noch fetter als Snoggi …“

„Und? Was soll ich Trak sagen?“ fragt der Goblinbote mit einem Ausdruck von überraschter Dämlichkeit im Gesicht. Sich zu voller Größe aufrichtend und mit ausgetrecktem Finger auf einen Haufen gelangweilte Goblinkämpfer zeigend, befiehlt Knorpelnase: „Sag ihm, dass die Jungs kommen werden, um ihm zu helfen. Und sag ein paar von den Jungs da drüben, dass sie Trak helfen müssen und das flott. Ich hab meine Nase voll von den Salamandern. Kann doch nicht so schwer sein, ein paar Eidechsen zu verjagen!“

Als der Goblinbote sich umdrecht und herrisch die Goblinkrieger anpfaucht, dass sie jetzt ihm gehorche müssen (Was diese mit Beschimpfungen und geworfenen Steinen quittieren), dreht sich der alte Goblinschamene um und tritt wieder in sein Zelt. Einem aufmerksamen Beobachter würde auffallen, dass in seiner Hand wieder diese unscheinbare Tonscherbe zu sehen ist. „Näher ran müssen wir.“